Aortenbogenersatz bei milder Hypothermie (30° Celsius)
Ein relativ neuer Operationskonzept für die Chirurgie des Aortenbogens erlaubt eine vollständige, warme Perfusion (Durchblutung) des Patienten, so dass die Operationszeit, postoperative neurologische Komplikationen und die Mortalität vermindert wird.
Traditionelle Aortenbogenersatz-Operationen erfordern eine Körpertemperatur von 18° des Patienten sowie Kreislaufstillstand. Die tiefe Kühlung des Patienten ist deswegen erforderlich, da die Schäden dadurch wegen fehlender Durchblutung an Gehirn, Nerven und Magen-Darm-Trakt vermieden werden.
Diese starke Hypothermie und Wiederaufwärmen des Patienten, sowie die dafür um einige Stunden verlängerte Operationszeit stellen allerdings auch eine starke Belastung für ihn dar.
Ein neuer Ansatz, entwickelt von unserem Team, erlaubt eine vollständige, warme (30-32°) Perfusion (Durchblutung) des Gehirns des Patienten während der Operation, so dass die Operationszeit, postoperative neurologische Komplikationen und schließlich die Mortalität vermindert wird.
Operations-Technik:
Der Patient wird über die rechte Arteria subclavia an die Herz-Lungen-Maschine angeschlossen, zunächst für die Ganzkörper-Durchblutung, später für die komplette Perfusion (Durchblutung) des Gehirns zu gewährleisten. Arteria brachiocephalica (rechte Hauptschlagader des Gehirns) sowie die linke A. subclavia und A. carotis werden abgeklemmt, um die nötigen Druckverhältnisse im Kopf aufrecht zu halten. Somit kann man im Aortenbogen die Gefäßprothese (distale Anastomose) “blutfrei” implantieren.
Ergebnisse:
Unsere Studien haben gezeigt, dass diese neue Methode eine relevante Alternative zur traditionellen Kühlung darstellt. Das hierbei recht hohe Risiko für Nebenwirkungen einer starken Hypothermie und einer langen Zeit an der Herz-Lungen-Maschine, kann dadurch reduziert werden.
Eine erhöhte Gefahr für Schäden an Rückenmark, Nieren und die inneren Organe, die während der proximalen Anastomose nicht durchblutet werden, besteht theoretisch. Diese konnte allerdings durch bisherige Studien nicht nachgewiesen werden.
Mitlerweile gehört der Aortenbogenersatz bei milder Hypothermie zum Standart-Verfahren von unserem Team, mit einer Fallzahl von mehr als 400 Patienten, aber auch in anderen Kliniken. Nur in Ausnahmefällen wird auf die traditionelle Methode zurückgegriffen.